ARCHIV
Photo London 2023
Der Wiener Aktionismus entstand als Reaktion auf das konservative politische und kulturelle Klima im Nachkriegsösterreich. Mit seinen provokativen Aktionen stellte er das traditionelle Kunstverständnis sowie konventionelle Werte infrage. Er kritisierte die Idee der Repräsentation und verfolgte die Utopie, durch Kunst die psycho-sozialen Strukturen der Gesellschaft zu verändern. Im Gegensatz zu den abstrakten Tendenzen der Nachkriegskunst konzentrierten sich die Aktionisten auf künstlerische Praktiken, die sich der Realität stellten und reale Körper, Objekte und Substanzen in Raum und Zeit einbezogen. Die Fotografie – ausgeführt von beauftragten Fotografen – spielte dabei eine wesentliche Rolle.
OstLicht präsentiert Werke von Rudolf Schwarzkogler und Günter Brus. Beide Künstler nutzten die Fotografie nicht nur als Medium, um Performances für ein Publikum zu dokumentieren, sondern vielmehr, um unabhängige Bilder zu schaffen, die ausschließlich für die Kamera inszeniert wurden.
OstLicht stellt Werke dieser beiden herausragenden Vertreter der österreichischen Avantgarde der 1960er-Jahre zusammen mit Arbeiten der zeitgenössischen italienischen Künstlerin Francesca Catastini aus. Zusammen mit ihr wurde dieser Dialog zwischen zwei verschiedenen Epochen und Bildsprachen speziell für die Präsentation bei Photo London konzipiert. In Anbetracht der historischen und kulturellen Unterschiede begibt sich Catastini auf die Suche nach Referenzen und Verbindungen zu einer der radikalsten künstlerischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts. Interessiert an den Methoden des Kombinierens, um die Idee der Trennung zu überwinden und mögliche Analogien zu finden, stellt sie ihre Werke in einen Dialog mit denen von Günter Brus und Rudolf Schwarzkogler. Der Dialog geht über visuelle Ähnlichkeiten hinaus. Ihre Bilder, subtil gestaltet und mit exquisiter Klarheit aufgebaut, eröffnen neue mögliche Beziehungen.
