Peter Weibel (1944 – 2023)
Oberschandesgericht Wien, Österreich, Wien, Schmerlingplatz, Justizpalast, ca. 1970
Aus der Aktion »Anschläge«
Peter Weibels Aktion »Anschläge« ist ein signifikantes Beispiel seiner gesellschafts- und medienkritischen Konzeptkunst, in der die Auseinandersetzung mit Sprache zentral ist. Am Hauptportal des Wiener Justizpalastes, dem Sitz des Obersten Gerichtshofs, der General-prokuratur und der Oberstaatsanwaltschaft – den unanfechtbaren Instanzen in zivil- und strafrechtlichen Angelegenheiten der Republik Österreich – hält der Künstler handgeschriebene Tafeln vor die Emailschilder mit den Bezeichnungen der im Palais angesiedelten Institutionen.
Die Tafeln ver- bzw. entstellen die Namen dieser Behörden: Sie enthalten Begriffe, die den in den amtlichen Bezeichnungen enthaltenen Wortstämmen verwandt oder ähnlich sind und verschieben deren Bedeutung innerhalb der semantischen Begriffsfelder von Verbrechen, Gewalt und Schande. Was in den Bezeichnungen der Insitutionen als Hauptaufgabe zum Ausdruck kommt – die Gewährleistung von Rechtssicherheit – wird in Weibels Intervention gleichsam ins Gegenteil verkehrt und damit als fragwürdiger Anspruch entlarvt.
Silbergelatineabzug vom Originalnegativ, Printdatum: 2014
Bildmaße 35,7 x 54 cm (35,7 x 54 inch)
Objektmaße 42,1 x 60,3 cm (42,1 x 60,3 inch)
Beschriftung
Rückseitig vom Künstler betitelt »Anschläge«, signiert und Editionsvermerk »2/3« in Bleistift
Literatur
Peter Weibel, das offene werk 1964-1979, Ostfildern 2006, S. 452 (Abb. untere Reihe rechts, hier datiert); Peter Weibel. Medienrebell, Kat. Belvedere / 21er Haus, Köln 2014, S. 254f. (2 Abb. aus ders. Serie, betitelt).
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